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ein Zwiespalt, und es regierten 40 Jahre lang 2,
ja manchmal Z Päbste. Zugleich herschten unter den
Geistlichen die gröbsten Laster. Das Volk aber ein-
mal daran gewöhnt, die Kirche und ihre Diener
fromm zu verehren, blieb dem Pabste meist getreu.
— Unter den Gelehrten dagegen ward, besonders
auch durch die in Italien und Paris um 1200 ent-
standenen Universitäten, ein Geist des Untersuchens
aufgeregt, der Mehrere bald dahin führte, daß sie
die Jrrthümer und Betrügereien in den Lehren der
Pabste entdeckten; und von den Universitäten ver-
breiteten sich die helleren Einsichten Eines Mannes
durch ganz Europa. So zeigte W i k l e f in Orford
die Ungerechtigkeit der pabstlichen Anmaßungen,
und führte seine Schüler auf die Bibel zurück. Die-
se Grundsätze verbreiteten sich bis Prag, und als
Johann Huß 1400 hier dieselben Lehren vortrug,
fand er viele Zuhörer: so daß er es schon wagte 1411
gerade zu gegen den Pabst zu predigen, als dieser
Vergebung der Sünden um Geld ansbieten ließ. Da
er aber gegen das Verbot des Erzbischofs von Prag
Wiklefs Schriften empfahl, ward er beim Pabst
verklagt, und durch päpstliche Gesandte in den Bann
gethan. Er ging nach seinem Geburtsdorfe und setz-
te hier seine Lehren fort. Von da ward er 1414 nach
Kostnitz vor eine große Versammlung gefodert; Kai-
ser und Pabst versprachen ihm Sicherheit, es solle
ihm nichts geschehen, wenn er auch seinen Bruder er-
schlagen hätte. Er kam, trug seine Lehren vor,
und bewies sie aus der Bibel. Doch die Lehren wi-
dersprachen dem Pabstthum; er ward gefangen ge-
setzt, und 1415 als Ketzer, dem man nicht Wort
G ■ ,
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huß Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Paris Europa Prag Prag
Wiklefs
— 99 —
berg berufen wurde. 1510 reiste er nach Nom,
und lernte hier mit der größten Verwunderung die
Ausschweifungen der Pabste und Kardinale kennen.
Dies machte ihn schon wankend in seinem Glauben
an die Unfehlbarkeit des Pabstes; dabei las er flei-
ßig die Bibel, und fand da Manches anders, als
der Pabst es lehrte. — 1516 durchzog ein Mönch,
Tezel, Sachsen, und verkaufte Ablaß für alle Sün-
den. Dadurch ward viel Geld aus den Landern nach
Rom gezogen; und die Menschen erlaubten sich mehr
Sünden, weil sie alle um Geld wieder gut machen
konnten. Luther schlug daher 1517 den Zi Oktober
95 Satze in Wittenberg an, worin er den Ablaßkram
als unrechtmäßig bestritt, und als bloße Erfindung
der Pabste, Geld zu bekommen. — Wie der Pabst
Lev X. dies hörte; ließ er Luthern nach Rom fo-
dern. Doch ihn beschützte sein Landesherr, Fried-
rich der Weise. Der Pabst schickte also einen Ge-
sandten nach Deutschland 1518. Dieser verlangte,
Luther sollte seine Behauptungen widerrufen, Lu-
ther weigerte dies, und rechtfertigte sich deswegen
in einem Briefe an den Pabst. Der Pabst schickte
«inen zweiten Gesandten 1519, der milder mit Lu-
ther» sprach. Da ward auch Luther nachgebender.
Wie aber der Pabst dennoch heimlich Anstalten ma-
chen ließ, Luthern gefangen nach Rom zu führen;
vertheidigte Luther nicht bloß seine bisherigen Be-
hauptungen, sondern erklärte noch dazu, die Macht
der Pabste sey weder in der Bibel noch in den Schrif-
ten der Kirchenvater gegründet. — Der Pabst that
1520 Luthern in den Bann. Luther aber verbrann-
te die Bannbulle öffentlich, und fvderte die ganze
G 2
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rom Wittenberg Rom Deutschland Rom Schrif-
— 73 —
die deutschen Fürsten einstimmig, daß sie ihn nicht
als ihren Oberherrn anerkennten, so lange er im Ban-
ne wäre. — Um sich von diesem Banne zu befreien,
war kein anderes Mittel, als nach Rom zu reisen.
Mit wenigen Getreuen machte Heinrich die Reise
durch Frankreich über die Alpen im Januar 1077,
wo er mehreremal in Lebensgefahr gerieth. Er traf
den Pabst zu Kanossa, bei einer deutschen Fürstin
Mathilde. Gregor wollte ihn erst gar nicht sehen;
auf Fürbitte der Mathilde aber ward er endlich in
den vordersten Hof der Burg gelassen. Hier mußte
er seine sammtliche Kleidung ablegen, und erhielt
dagegen bloß ein wollenes Büßergewand. So muß-
te der Kaiser Deutschlands mit entblößtem Hanpte,
barfuß, unter freiem Himmel, bei scharfem Winter-
frost, drei Tage und drei Nachte stehen, und erst
am vierten Tage sprach ihn der Pabst und nur un-
ter der Bedingung vom Banne los, wenn er sich der
königlichen Herrschaft enthielte, bis in Deutschland
entschieden sey, ob er noch König seyn könne. —
Jndeß erwählten die Deutschen einen andern König,
Rudolph, mit pabstlicher Genehmigung. Hein-
rich aber besiegte ihn, und da Gregor jetzt von Ru-
dolph nichts wissen wollte; achteten die Sachsen
auch nicht darauf, als der Pabst den Heinrich 1280
aufs neue in den Bann that. Rudolph siel in einer
Schlachtbei Merseburg; und Heinrich, wiederkönig,
zog jetzt zmal nach Italien, und setzte 1084 Gregor
ab, der 1085 starb. — Doch hatte Heinrich im-
mer fort mit inner« Feinden in Deutschland und in
Italien zu kämpfen. Ja 1297 empörte sich sein äl-
tester Sohn gegen ihn, und nach dessen Tode 1121
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Mathilde Gregor Rudolph Gregor Gregor Heinrich Heinrich Rudolph Heinrich Heinrich Gregor Gregor Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rom Frankreich Deutschlands Deutschland Sachsen Merseburg Italien Deutschland Italien
62
Jagd, so wurde doch auch Acker- und Gartenbatr
allgemeiner getrieben; man bauete Hauser, Scheu-
nen und Stalle; und vereinigte sich zu Marken und
Gauen. Die Arbeiten der Ackerbestellung und de§
Hauserbaues sielen indeß meist auf die durch Krieg
oder Kauf erhaltenen Leibeigenen. — Die wichtig-
ste Veränderung war die Einführung der christlichen
Religion. Nach mehreren fast ganz vergeblichen
Versuchen gelang es damit dem eifrigen Winfried
oder Bonifacius seit 715. Er taufte vieledeutsche,
und richtete in Baiern, Franken, Hessen Bischof-
thümcr ein, aus denen zum Theil Dörfer und Städ-
te entstanden sind: sie alle aber machte er abhängig
von dem Bischof zu Rom, oder wie er auch genannt
wird, dem Pabst, der dadurch ein großes Ansehen
in Deutschland, nicht bloß über Geistliche und Volk,
sondern sogar über die Fürsten gewann.
In Rom regierte ein griechischer Statthalter.
Dieser verbot im Namen des Kaisers von Konstauti-
nopel die Verehrung der Heiligenbilder. Das Volk
empörte sich, der Pabst unterstützte diese Empörung;
der kaiserliche Statthalter ward fortgejagt, und der
Kaiser, um nicht Alles in Italien zu verlieren, muß-
te sein Verbot zurücknehmen. — Zugleich bedräng-
ten die Longobarde» aus dem nördlichen Italien
Rom. Der Kaiser konnte nicht helfen: da wandte
sich der Pabst an die Staatsrathe der fränkischen Kö-
nige ; denn diese Räthe regierten eigentlich. Pipi»,
damals Staatsrath, war bereit diese Hülse zu ge-
den, wenn der Pabst ihn dagegen zum König der
Franken erklären wolle, da erja doch schon die kö-
niglichen Geschäfte verwalte. Der Pabst that dies,
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— 71 -
men derpäbsie als Nachfolger Petri und Statthal-
ter Christi geachtet wurden, suchten seit dem Jahre
820 in allen Reichen Europas die Herren zu spielen.
Sie schickten Gesandte an alle Höfe, über die Für-
sten, die Geistlichen und das Volk zu achten. Sie
rnischten sich in Regierungsangelegenheiten, und nah-
men es sich heraus, durch den Bannfluch Untertha-
nen von dem Gehorsam'gegen die Regenten loszuspre-
chen. So verfuhren sie um 1222 gegen Robert,
König von Frankreich. — Doch auf den höchsten
Gipfel erhob die pabstliche Macht Gregor Vii.
1273 — 1285, der schon als Kardinal' unter dem
Namen Hildebrand am pabstlichen Hofe regiert hat-
te. Er erklärte sich für einen Statthalter Gottes,
für den gebornen Oberherrn aller Könige und Kaiser;
er könne Reiche geben und nehmen; und ihn könne
kein Mensch richten, er siehe nur unter Gott. Darauf
schickte er nach Spätsten, Frankreich, Konstantino-
pel, Dännemark, und verordnet.allgemeine Abga-
den an die Kirche, d. h. an denpabst. — Besonders
erber gebot er: 1) daß feine geistliche Stelle mehr um
Geld verkauft werden sollte (Simonie); 2) daß die
Fürsten kein geistliches Amt vertheilen sollten, sondern
daß einzig der Pabst in der ganzen Christenheit das
Recht habe, Bischöfe und Geistliche anzuseuen, und
ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und Stab, z«
geben (das Jnvestiturrecht); 3) daß kein Geistlicher
^crhcirathet seyn sollte (Cölibat). Durch diese Einrich-
tungen, die er mit unerschütterlicher Standhaftigkeit
dmchznsetzen wußte, trennte er die Geistlichen in al-
len christlichen Landern von den Fürsten, und unter-
warf sie bloß seinem Willerr. Die Fürsten aber muß-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Robert Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Christi Europas Frankreich Gottes Frankreich Dännemark
68
delte er daher streng; entsetzte einen sächsischen Grafen,
Otto, des Herzogthums Barern; hielt den Sohn des
Herzogs Ordulf von Sachsen, Magnus, gefangen,
und legte in Sachsen viele Festungen an, voll fränki-
scher Besatzungen. Die Sachsen baten um Abstellung
dieser Ungerechtigkeiten; und als er sie mit Spott zu-
rückwies, zogen 60,000 Sachsen gegen ihn. Er mußte
fliehen, und konnte nirgend Beistand finden, 1073. —
Jetzt stimmte cr seinen hochmüthigen Ton herunter, ge-
wann sich durch Freundlichkeit ein Heer, siegte mit die-
sem 1075; die vornehmsten Sachsen wurden überredet,
sich zu ergeben; Heinrich aber ließ sie alle gefangen
nehmen. — Da wandten sich die erbitterten Sachsen
an den Pabst. Der Pabst ließ Heinrich, wie einen
angeklagten Vasallen, vorfordern nach Rom. Und als
Heinrich zur Antwort den Gregor für abgesetzt erklärte,
sprach Gregor über ihn den Bannfluch aus, und alle
Deutschen von dem Eide der Treue los, 1076. Hein-
rich kümmerte sich anfangs wenig darum; bald aber er-
klärten ihm die deutschen Fürsten einstimmig, daß sie
ihn nicht als ihren Oberherrn anerkenneten, so lange
er im Banne wäre. — Um sich von diesem Banne
zu befreien, ging Heinrich mit wenigen Getreuen durch
Burgund über die Alpen im Januar 1077, mehrmals
unter Lebensgefahr, nach Italien. Er traf den Pabst
zu Canossa, dem festen Schlosse der großen Gräfin
Mathilde. Gregor wollte ihn erst gar nicht sehen;
auf Fürbitte der Mathilde ward er endlich in den vor-
dersten Hof der Burg gelassen. Hier mußte er, wie
es bei Büßenden gewöhnlich war, in einem wollenen
Gewände, er, der König Deutschlands, mit entblöß-
tem Haupte, barfuß, unter freiem Himmel, bei schar-
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Extrahierte Personennamen: Otto Magnus Magnus Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Mathilde Gregor
67
Gregor Vh., 1073 — 1085, der schon als Kardinal
unter dem Namen Hildebrand am päbstlichen Hofe re-
giert hatte. Er erklärte sich für einen Statthalter Got-
tes , als solchen für den gebornen Oberherrn aller Kö-
nige und Kaiser; er könne Reiche geben und nehmen,
und ihn könne kein Mensch richten.; er siehe nur unter
Gott. Darauf schickte er nach Spanien, Frankreich,
Cvnstantinopel, Dänemark Legaten als seine Stellver-
treter. Besonders aber gebot er: 1. daß keine geistliche
Stelle mehr um Geld verkauft werden sollte (Simonie);
2. daß die Fürsten kein geistliches Amt ertheilen soll-
ten, sondern daß einzig der Pabst in der ganzen Chri-
stenheit das Recht habe, Bischöfe und Geistliche anzu-
setzen, und ihnen die Zeichen ihrer Würde, Ring und
Stab zu geben (das Investiturrecht); 3. daß kein
Geistlicher verhei'ralhet sein sollte (Cölibat). Durch
diese Einrichtungen, die er mit unerschütterlicher Stand-
Hastigkeit durchzusetzen suchte, trennte er die Geistlichen
in allen christlichen Ländern von den Fürsten, und un-
terwarf sie bloß seinem Willen. Die Fürsten aber muß-
ten dies geschehen lassen, weil'sie fast alle in Fehden
mit ihren Vasallen waren, und weil sie fürchten muß-
ten, daß der Pabst über sie den Bannfluch ausspräche,
und dann das Volk ganz von ihnen abtrünnig würde.
Ein Fürst, Heinrich Iv. von Deutschland, wider-
setzte sich; aber er mußte hart büßen.
1056 ward Heinrich als ein sechsjähriges Kind
König von Deutschland. Geistliche, die ihn 1062 hin-
terlistig seiner Mutter raubten, erzogen ihn schlecht, und
besonders nährte Adelbert, Erzbischof von Bremen, des
Prinzen Hang zu jeder Willkür. Die Sachsen, welche
den jungen König, als einen Franken, haßten, behan-
E 2
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vh Gregor Heinrich_Iv Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Cvnstantinopel Dänemark_Legaten Deutschland Deutschland Bremen Sachsen
re Jahre fang ganz wie ein Stutzer, kleidete sich schön,
duftete von Salben, war immer lustig, lebte gern mit
Damen, und wußte sich durch seine Freundlichkeit die
Liebe aller Bürger zu gewinnen. Dabei schien et sich
um die glänzenden Kriegsthaten des Pompejus gar nicht
zu kümmern. *— Erst spät fing er an sich um obrigkeitli-
che Aemter zu bewerben, und ging als Richter nachdem
heurigen Portugal, welches damals Lusikanien hieß. Er
reiste gewöhnlich in einem Wagen, von zween Schrei-
bern begleitet, denen er unterweges beiden zu gleicher
Zeit diktirte. Die Streitigkeiten entschied er mit solcher
Gewissenhaftigkeit und Treue, daß alle Städte Portu-
gals mit ihm zufrieden waren. Einst trat er in Gades,
auf der jetzigen Insel Kadir, in einen Tempel, der mit
den Bildsäulen berühmter Helden geschmückt war. Unter
diesen bot sich seinem Blicke zuerst Aleranders Statue,
und Thränen stürzten ihm aus den Augen. Er hatte
in meinem Alter schon die Welt erobert, sagte Cäsar zu
seinen Begleitern, und ich — ich habe noch nichts ge-
than. — Als er jetzt wieder nach Rom zurückkam, schien
er ganz dem Pompejus ergeben. Zugleich aber vcrsche-nk
te er mit unbcgränzter Freigebigkeit ungeheuere Summen
an das Volk. Und in kurzem hatte er seinen Zweck er-
reicht: Pompejus, der sich der erste Manu in Rom zu
sein dünkte, ward getäuscht; Cäsar war derliebling des
Volkes. — Er ließ unter andern 320 Paar Fechter zum
Vergnügen des Volkes auftreten, und alle in silbernen
Rüstungen. — So wagte er es sich um eine Würde zu
bewerben, zu welcher sonst nur die ehrwürdigsten und
verdientesten Rathshrren gelangten, um das Amt eines
Oberpriesters. Seine Mutter begleitete ihn am Tage
der Wahl bis vor die Thüre, zweifelnd und weinend«
Mutter! rief er: du siehst mich als Oberpriester oder als
Verbannten wieder. Er ging, und das Volk wählet-
ihn, zum Erstaunen und Zittern aller Nachohcrren, di-
nach
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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239
sucltte ganz Deutschland als Einen Kirchsprengel dem rö-
mischen Bischöfe zu unterwerfen. In Baiern und Fran-
ken gelang es. Bonifacius legre Wohnungen für Geist-
liche an; diese erhielten ihr bestimmtes Gebier, und
aus ihren einzelnen Wohnungen sind zum Theil reiche
Abteien, große Dörfer und volkreiche Städte erwachsen.
So ist W ü r z b u l g in Franken entstanden; F u l d a in
Hessen, welches Bonifacius zuerst bloß mir englischen
Mönchen bevölkerte. Denn es traf sich wohl, daß die
nomadisi'renden Deutschen alle aus einer Gegend wegzo-
gen, und daß ein Bischof ohne Gemeinde blieb.) Die
deutschen Herzoge unterstützten ihn thätig, und Bonifa-
cius verdiente es; denn es war ihm ein Ernst damit,
die Menschen zu belehren über die Wahrheiten, an die
er glaubte, und ihre rohen Sitten zu mildern. Und s»
verdankt ihm Deutschland würklich vieles Gure. Er
gründete eigentlich erst daö Chnstenlhum unter unseren
Borfahren, gewöhnte sie an veste Wohnsitze, schafre das
Essen des Pferdefleisches ab, und machte die Schreib-
kuust bekannter. Auch war es für die damalige Zeit
wohlthätig, daß er die Bischöfe nicht sich selbst überließ,
daß sie nicht so gleichgültig gegen die christliche Religion
werden konnten, wie er sie vorfand. Er machte sie alle
abhängig vom Pabste; und wäre der Pabst würklich der
heiligste Mann in der Christenheit gewesen, so hatte Lies
für alle Zeiten heilsam sein können. Da aber die folgen-
den Pabste fast alle nur darauf bedacht waren, sich Macht
zu erwerben; so benutzten sie dies fromme Ansehen, das
ihnen Bonifacius in Deutschland verschaft hatte, durch
die Bischöfe Volk und Fürsten nach ihrem Willen zu re-
gieren; und verlangten, daß auch nicht die unbedeu-
tendste Kleinigkeit in so genannten Kirchensachen ent-
schieden würde, ohne daß man sie erst um Rath fragte
oder ihre Bestätigung einhohlte.
V 2 Rom
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Extrahierte Personennamen: Ernst
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Baiern Fran- Hessen Deutschland Deutschland
35i
ward dieser Aufenthalt Karls in Rom dtwch eine andere
Begebenheit noch merkwürdiger.
Den ersten Weihnachtstag ward in der be-
rühmten prächtigen Peterskirche gewöhnlich unter Be-
gleitung einer herlichen Mnsik ein ausgezeichnet feierli-
cher Gottesdienst gehalten. Römer und Franken dräng-
ten sich in die große Kirche, die glanzende Feier anzuse-
hen, und des heiligen Vaters segnende Stimme zu hö-
ren. Da trat auch Karl in die Kirche, im langen Pur-
pur eines vornehmen Römers, ging zum Altar, und
knieete nach seiner gewöhnlichen frommen Weise an der
unteren Stufe nieder. Wie er aber nach verrichtetem
Gebet wieder aufstehen wollte; trat der Pabst zu ihm,
und setzte ihm eine kostbare Krone auf. Der Chor der
Musiker stimmte einen Krönungsgesang an, und das
gesammte Volk rief Karin zum römischen Kaiser
aus. So ward der Kaisertitel, der seit Romulus Au-
gustulus 47 6 im Westen Europas außer Gebrauch ge-
kommen war, wieder aufgelebt; doch erhielt Karl da-
durch auch nichts weiter als diesen Titel. Nachher ward
er die Auszeichnung des Oberhauptes im deutschen Rei-
che; man nennt sie aber richtiger deutsche Kaiser,
da sie auf Rom schon langst keine Ansprüche mehr haben.
— Karl blieb noch einige Monate in Rom ; denn er hielt
sich gern in dieser Stadt auf, die trotz aller Verwüstun-
gen noch immer eine der schönsten Städte Europas war,
und die unterrichtetsien Männer der damaligen Zeit um-
faßte. Er schrieb an einen seiner Freunde, Alkuin,
Bischof von Tours, .der es ausgeschlagen hatte, diese
Reise mit ihm zu machen, er könne nicht begreifen,
wie man dem goldenen Rom die Strohdächer von Tours
vorziehen könne. Wir können daraus zugleich schließen,
wie schlecht die fränkischen Städte damals im Vergleich
mit Rom gebaut gewesen sein müssen.
Bald
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karin Karl Karl Karl Karl Bischof_von_Tours
Extrahierte Ortsnamen: Karls Rom Europas Rom Rom Europas Rom Rom